"Hamlet" ist das meistgespielte Stück Shakespeares und Hamlet ist Shakespeares berühmteste Figur. Als vor rund 250 Jahren die Shakespeare-Begeisterung in Deutschland um sich griff, gehörte auch ein sogenanntes ›Hamlet-Erlebnis‹, nämlich die Identifikation mit dem melancholischen Dänenprinzen, zu den Reaktionen auf Shakespeares Stücke. Die menschliche Psyche und ihre Widersprüchlichkeiten sowie die Reflexion über Ich, Fiktion und Welt stehen in diesem Stück auf dem Prüfstand, und nicht umsonst hat der berühmteste Monolog der Theatergeschichte in diesem Stück seinen Platz: "To be or not to be, that is the question" / "Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage."
Die sogenannte Schlegel-Tieck-Übersetzung, zu der August Wilhelm Schlegel und - unter Mitübersetzer- und Herausgeberschaft von Ludwig Tieck - auch Dorothea Tieck und Wolf Heinrich Graf Baudissin beigetragen haben, ist im Laufe des 19. Jahrhunderts zu einem eigenständigen deutschen Klassiker geworden. Indem sich die Übersetzer der Literatursprache der deutschen Klassik im Gefolge Goethes und Schillers bedienten, schufen sie ein poetisches Übersetzungswerk von großer sprachlicher Geschlossenheit und weitreichender Wirkung. – Text in neuer Rechtschreibung.
Gertrude, die Witwe des Königs von Dänemark, hat dessen Bruder Claudius geheiratet, der nun König ist. Gertrudes Sohn, der wie sein verstorbener Vater Hamlet heißt, hat eine Erscheinung seines toten Vaters, der ihm erklärt, von seinem Bruder Claudius getötet worden zu sein. Hamlet will Rache nehmen, der Gertrude und Claudius zum Opfer fallen, aber auch die von ihm geliebte Ophelia, Tochter des Oberkämmerers Polonius. Schließlich wird Hamlet von Ophelias Bruder Laertes getötet.
"Nichts ist fremd, überflüssig, oder zufällig in diesem Meisterstück des künstlerischen Tiefsinns." Friedrich Schlegel
Samstag, 22. Juni 2024
Das Drama Hamlets
Prinz Hamlet ist ein ruheloser Prinz auf der Suche nach dem Sinn des Daseins.
Der dänische Prinz Hamlet, der in Wittenberg studiert, wird in die Heimat zurückbeordert. Die Beerdigung des Vaters steht an. Im Palast zu Helsingör erfährt er, dass seine Mutter Gertrude bereits den Bruder des Verstorbenen, Claudius, geheiratet und ihm damit zur Krone verholfen hat.
Hamlet ist tief verunsichert, sein Selbstwertgefühl ist angeschlagen. Die Hast, mit der die Mutter Claudius heiratete, kann er nicht nachvollziehen. Da erscheint ihm der Geist des Vaters, erzählt von einem Giftmord und nennt den Täter: Claudius. Hamlet, fordert der Geist, soll Rache nehmen. Der Prinz nimmt den "Auftrag" an, zögert aber mit der Umsetzung. Er hat keinen Plan und weiß nicht, wem er vertrauen kann - am dänischen Hof wimmelt es nur so von Geheimnistuern und Dunkelmännern.
Hamlet spielt verrückt
Hamlet weiß, dass er "etwas tun muss". Aber was? Er wartet ab, beobachtet, zweifelt fragt sich, ob auch die Mutter in die Tat verwickelt ist. Um sich zu schützen, verstellt er sich und mimt den Narren. Je mehr er sich in die Rolle des Spinners und Täuschers vertieft, desto schneller nähert er sich dem tatsächlichen Verrücktsein.
Hamlets planloser Rachefeldzug fordert bald Opfer. Als sich die Gelegenheit bietet, den betenden Claudius zu töten, zögert der Prinz. Aber er ersticht den Oberkämmerer Polonius, der sich während eines Gesprächs mit der Mutter hinter einem Vorhang versteckt, weil er ihn für den Onkel hält. Ophelia, die Tochter des Polonius, die Hamlet liebt, treibt er mit seinem widersprüchlichen Verhalten in den Selbstmord.
Showdown am Königshof
Hamlet will Claudius provozieren und engagiert eine Theatertruppe. Er weist sie an, während einer Vorführung dem Onkel und der Mutter den Spiegel des Königsmordes vorzuhalten. Nun ist der Claudius alarmiert. Er will Hamlet als Gesandten nach England abschieben und dort umbringen lassen. Hamlet fälscht den Brief mit der Mordanweisung und nennt stattdessen seine Begleiter, die Hofschranzen Rosenkranz und Güldenstern, als Zielpersonen.
Hamlet kehrt nach Dänemark zurück und sieht sich mit einer Duellforderung von Laertes, dem Bruder Ophelias, konfrontiert. Rasend vor Trauer und Wut hat sich Laertes mit Claudius abgesprochen. In einem Fechtkampf soll Hamlet mit einem vergifteten Degen getötet werden. Und falls Laertes unterliegt, hält der König einen vergifteten Siegestrunk für Hamlet bereit.
Im Eifer des Gefechts vertauschen Hamlet und Laertes die Stichwaffen. Beide werden verwundet, das Gift gelangt in ihr Blut. Laertes gesteht Hamlet den perfiden Mordplan. Hamlets Mutter trinkt aus dem für den Sohn vorgesehenen Giftbecher und stirbt. Hamlet hat noch die Kraft, Claudius umzubringen. Am Ende sind alle tot. Der norwegische Prinz Fortinbras lässt Hamlet bestatten und übernimmt das führungslos gewordene Reich der Dänen.
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Das so genannte Chandos-Porträt von William Shakespeare in der National Portrait Gallery in London | Bild: picture-alliance/dpa zum Thema William Shakespeares "Hamlet" "Die Zeit ist aus den Fugen ..."
Der Held soll handeln, hat aber keinen Plan. Orientierungslos spielt er den Verrückten und kommt dem Wahnsinn immer näher. Er neigt zu Ausbrüchen, reißt sich und andere ins Verderben. Shakespeares Hamlet passt gut in unsere Zeit. [mehr - zum Thema: William Shakespeares "Hamlet" - "Die Zeit ist aus den Fugen ..." ]
Samstag, 15. Juni 2024
Auf den Spuren von Shakespeare - Das Globe Theatre in London
Seit seiner Eröffnung 1997 ist das »Globe Theatre« für Shakespeare-Fans aus der ganzen Welt eine Art Pilgerstätte geworden. Jährlich besuchen rund eine Million Menschen den runden Fachwerk-Bau direkt an der Themse und lassen sich von den Shakespeare-Stücken begeistern.
Das »Globe Theatre« ist der Nachbau des bekannten Theaters in dem Shakespeare arbeitete und seine Stücke aufführen ließ. Es gibt weltweit mehrere Nachbauten mit dem Namen Globe, doch das Theater in London an der Themse direkt neben der »Tate Gallery« ist das bekannteste.
Das ursprüngliche »Globe Theater« wurde 1599 im Londoner Stadtteil Bankside gebaut. Damals lag dort ein Vergnügungszentrum. Das Globe war das Theater der Schaupielgruppe »The Lord Chamberlain’s Men« (später »The Kings Men«), der William Shakespeare angehörte. Die Stücke des Hausdichters Shakespeare wurden hier alle aufgeführt und das Globe wurde zu einem sehr erfolgreichen Theater.
1613 wurde während einer Aufführung des Stücks »Heinrich VIII.« eine Kanone abgefeuert. Sie steckte das Strohdach in Brand und das Theater brannte ab. Es wurde it einem Ziegeldach wiedereröffnet. 1644 wurde es abgerissen, nachdem die puritanische Regierung alle Theater geschlossen hatte.
Der Nachbau eines Theaters aus dem 16. Jahrhundert ist bis hin zu den Stehplätzen ohne Überdachung und den harten Holzbänken originalgetreu am Ufer der Themse entstanden. Er atmet den Geist der elisabethanischen Zeit und versetzt den Besucher zurück in diese Zeit.
Es ist fast wie eine Zeitreise: Wer wissen will, wie es für die Zuschauer zu Shakespeares Zeiten war, eines seiner Stücke zu sehen, der kann diesem Traum wohl nirgendwo so nahe kommen wie im Globe in London.
Zum 450. Geburtstag von William Shakespeare wurde im »Globe Theatre« Platz für weitere 100.000 Besucher pro Jahr gemacht, denn zum Jahresbeginn öffnete ein komplett neuer Theater-Innenraum.
Der Innenraum ist den überdachten Theatern aus Shakespeares Zeiten nachempfunden, die damals für die besser zahlenden Besucher gebaut wurden.
Im »Globe Theater« kann man erleben, wie Theaterstücke zu Shakespeare's Zeiten inszeniert wurden, in der Kostümsammlung stöbern und selbst ein Theaterstück aufführen.
Weblinks:
Das Globe Theatre - http://london.sehenswuerdigkeiten-online.de
Shakespeares Globe Theater - www.shakespeare-online.com
Shakespeares Globe Theater - www.visitbritainshop.com
Samstag, 1. Juni 2024
Shakespeares Sonett-Zyklus
Shakespeares rätselhafte, kraftvolle Sonette sind als lyrisches Vermächtnis den berühmten Dramen des Dichters ebenbürtig. Sie sprechen von Liebe und Tod, Schönheit und Vergänglichkeit. Ihre unvergleichliche Sprachmelodie und die betörenden Bilder machen Shakespeares Sonette zu Meisterwerken der Weltliteratur.
154 Beispiele Shakespearescher Sonettkunst waren es, die der Verleger Thomas Thorpe in London vor vierhundert Jahren in einer Quartausgabe herausbrachte. Lange standen sie im Schatten der ungleich prominenteren Bühnenwerke.
Kein lyrisches Werk der Weltliteratur hat den Spürsinn von Dichtern, Literaturwissenschaftlern und Übersetzern so angeregt wie Shakespeares Sonett-Zyklus, und nirgendwo ist die Rätselhaftigkeit Shakespeares so zu erfahren wie in diesen 154 Gedichten.
Vierhundert Jahre nach der ersten Erwähnung von Sonetten Shakespeares durch Francis Meres nach zweihundert Jahren heftiger und oft genug indezenter Liebesmühe einer weltweiten Armada von Forschern und Enthusiasten, erstrahlt das Werk mehr denn ja in ästethischer Schadenfreude: Es hat nichts preisgegeben, was die gemeine Neugier befriedigt.
Shakespeares Sonette stellen die Frage nach Wahrheit, sie stellen sie dar, richten sie auf, richten sich als sie auf, Doch Wahrheit und Geltung, Schönheit und Schönschein, Obsession und Treue, Sinn und Widersinn, Lieb und Liebe, Tag und Nacht - in paradoxalen Konfigurationen werden sie der Magie des "großen Durcheinanderwerfers" ausgeliefert, und es erscheint nicht sogleich ausgemacht, wer als wessen Schatten zu gelten habe.
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