Samstag, 23. April 2022

Die Figur des Falstaff

 Sir John Falstaff


Die Figur des Sir John Falstaff ist eine der bekanntesten literarischen Figuren der Weltliteratur eine ebenso magische wie mythische und faszinierende Figur. Shakespeares komische Figur Falstaff hat immer wieder Eingang in seinen Werken gefunden. Sie kam erstmals in den Stücken »Heinrich IV.« und »Die lustigen Weiber von Windsor« vor.

»Laßt einen beleibten Mann auf der Bühne sein!« - Manchmal muß auch eine kolossale Figur auf die Bühne, so ein richtiger Fettwanst, welcher durch seine Präsenz den Raum ordentlich ausfüllt. Es handelt sich beim Falstaff um einen wohlbeleibten, trink- und raufsüchtigen Soldaten, der in »Die lustigen Weiber von Windsor« als zur Selbstüberschätzung neigend und in »Heinrich IV.« als melancholisch dargestellt wird. Über John Falstaff heisst es bei Shakespeare, er sei ein "Globus mit sündigen Kontinenten". Der Name Falstaff wird oft für einen dicken Angeber und Genießer verwendet.

Die Figur sollte ursprünglich Sir John Oldcastle heißen und wurde wegen der Namensgleichheit mit einem bekannten Ritter in Falstaff umbenannt. Die Figur des Falstaff war sehr beliebt und wurde von Shakespeare und auch anderen Autoren und Komponisten aufgegriffen und in eigenen Werken als komische Figur verarbeitet.

In »Heinrich V.« spielen Sir John Falstaff sowie seine Gefolgschaft und sein Haushalt ebenfalls eine gewichtige Rolle in der Rahmenhandlung. Wir erleben hier den in königliche Ungnade gefallenen, sterbenden Falstaff, der den Frankreichfeldzug seines Königs von 1415 nicht mehr erlebt. Am Hofe des todgeweihten Königs herrscht eine düstere Atmosphäre, die vom unermeßlichen Leid des Krieges kündet.

Der alternde Ritter John Falstaff ist durch seine Freundschaft mit dem Prinzen Hal, dem künftigen König Henry V., verbunden - aber es ist eine Freundschaft ungleicher Männer. Der jungn Hal liebt den spontanen Saufkumpan und Prahlhans und verehrt zugleich den strengen, machtbewußten Vater. Als er selber die Krone trägt, distanziert er sich vom Lehrer und Pfleger seiner Lüste und von der Zeit der Riterlichkeit im Alten England.


»Die tragische Historie vom Doktor Faustus« von Christopher Marlowe


»Die tragische Historie vom Doktor Faustus« ist ein Blankversdrama von Christopher Marlowe. Die Erstausgabe erschien 1604. Christopher Marlowe ist der bedeutendste englische Dramatiker vor Shakespeare und seine »tragische Historie« eine der größten vor-goethischen Faust-Dichtungen.

Im Prolog wird Faust als Kind niederer Eltern vorgestellt, der durch seine Wissbegierde und Wissenseitelkeit gleich Ikarus untergeht.

Fausts Parforceritt durch die Wissenschaften (I. Akt, 1. Szene) erfolgt etwas ausführlicher als bei Goethe. Dabei werden oft ganze Sätze in fremden Sprachen zitiert, wobei die Übersetzung/Erläuterung hinten im Anhang zu finden ist, was unglücklich ist. An dieser Stelle und weitere über 100 Erläuterungen wären als Fußnoten sinnvoller, weil deren Verständnis (sehr) wichtig ist.

Fausts innere Unruhe, seine Zweifel sind plastischer als bei Goethe oder Lenau und werden oft durch zwei Engel illustriert, die erscheinen, um ihm (stellvertretend für den inneren Monolog/Konflikt) die Folgen seiner Handlung aufzuzeigen; ihn zu ermuntern bzw. zurückzuhalten.

Besonders interessant, daß viele komische Passagen auch heute zünden. So erscheint Mephistopheles dem Faust das erste Mal in einer Gestalt, die Faust missfällt. Er hält ihn für zu hässlich und „befiehlt“ ihm sogleich, sich zu verdünnisieren und in Gestalt eines Franziskanermönchs zu erscheinen.

Oder geniale Wortspiele, die auch im Deutschen ihre Wirkung nicht verfehlen. Wagner sagt z.B.: „Wenn ich nicht von Natur ein Phlegmaticus wäre und langsam zum Zorn, dafür aber schnell zur nächsten Liebespraktik äh, praktischen Nächstenliebe, […]“

Der 400 Jahre alte Text ist auch heute sehr gut zu verstehen,; nur einige Passagen sind metrisch etwas holprig. Aber auch Lenau hat zum Schluss hin formal mehr geschludert, da kam ihm wohl die Lust etwas abhanden; wobei Lenau durchweg mit Reimen arbeitet, was hier nicht der Fall ist.

Bald nach dem ersten großen Erfolg dieses Blankversdramas in London brachten es wandernde englische Schauspieler nach Deutschland.

Marlowes Text hat als Vorläufer der beiden großen Tragödien von Goethe und Lenau seinen Reiz. Dabei folgt Marlowe vielfach dem englischen Faust-Buch, das 1592 in England erschienen war . In der deutschen Ausgabe werden übrigens zwei unterschiedliche Fassungen dieses Dramas behutsam und erläuternd  verzahnt, was den Lesefluss nicht stört. 





Literatur:

Die tragische Historie vom Doktor Faustus
Die tragische Historie vom Doktor Faustus
von Christopher Marlowe

Samstag, 16. April 2022

William Shakespeare - der große Dichter und Schöpfer des elisabethanischen Zeitalters

William Shakespeare

Shakespeare war ein äußerst talentierter Stückeschreiber von weltmännischem Format. Er bediente sich bei den antiken Mythen und den Chroniken des Mittelalters und verwob sie mit eigenen Erfahrungen. William Shakespeare war ein des Lebens kundiger Dichter. Er hatte die Fähigkeit, Menschen in allen möglichen Situationen darzustellen.

Er brachte wie kein zweiter Autor die ganze Bandbreite menschlicher Gefühle zum Ausdruck. Seine Werke spiegeln im Zeitablauf häufig Phasen und Erfahrungen seines Lebens.


Seine Bühnenstücke gehören zu den bedeutendsten, am meisten aufgeführten und verfilmten der Weltliteratur. Am 23. April 1616 starb er. Nach Gott, heißt es, hat Shakespeare am meisten geschaffen. Vermutlich sogar Besseres.

Wenngleich auch umgekehrt gilt, dass Shakespeare alle Katastrophen dieser Welt im ahnungsvoll wissenden Ansatz schon mitbedacht hat. Und das wunderbarste Glück, die schönsten Herrlichkeiten ebenso. Sein stetes Erfolgsgeheimnis: Nichts Menschliches, nichts Unmenschliches ist ihm fremd. - Shakespeare lies es in seiene Stücken also immer recht menscheln. Die Spannweite reichte dabei von der Komödie bis zum Drama.

Der große Dichter und Schöpfer des elisabethanischen Zeitalters schuf den Stoff, aus dem Träume sind. - Robert Musil soll einmal gesagt haben, Shakespeare sei es gelungen, eine Welt zu erschaffen aus nichts als Luft. Damit meinte der Autor von „Der Mann ohne Eigenschaften“, dass Shakespeares Figuren keiner Wirklichkeit entnommen sind, die sich in einer bestimmten Zeit festmachen lassen. Trotzdem tragen sie natürlich Züge, die von den damaligen Gesellschaftsstrukturen stark beeinflusst wurden.
„Auf Dinge, die nicht mehr zu ändern sind, muß auch kein Blick zurück mehr fallen! Was getan ist, ist getan und bleibt's.“

Mit 46 Jahren kehrte Shakespeare als reicher Mann nach Stratford zurück, und verbrachte dort seine letzten Lebensjahre, wobei er die Verbindungen zu seinen ehemaligen Kollegen nicht ganz abreißen ließ und bei einigen Theaterproduktionen als Mitautor beteiligt war.

Literatur:

Elisabethanisches Zeitalter

Elisabethanisches Zeitalter von Ulrich Suerbaum